Palm-Preis
Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit
Mit der Verleihung des Palm-Preises wollen wir dazu beitragen, im Inland wie im Ausland Meinungs- und Pressefreiheit als unabdingbare Voraussetzung jeder Demokratie durchzusetzen und zu bewahren. Diejenigen Menschen, die in Verantwortung informieren, die ihre Meinung nicht nur im eigenen Interesse, sondern gemeinwohlorientiert äußern, diese Menschen bauen das Fundament der freiheitlichen Gesellschaft. Wer ihnen das Wort verbietet, fürchtet das Urteil der demokratischen Mehrheit. Wer sie unterdrückt, verfolgt, einschüchtert oder tötet, verletzt ein elementares Menschenrecht.
Wir zeichnen Frauen, Männer und Institutionen mit dem Palm-Preis aus, die in herausragender Weise ein Beispiel für den Einsatz zur Verwirklichung von Meinungs- und Pressefreiheit geben.
Sie sollen selbst ermutigt werden - und durch ihr Beispiel andere ermutigen.
- Das Preisgeld beträgt insgesamt 20.000 €.
- Es wird an zwei Personen oder Organisationen zu gleichen Teilen vergeben.
- Zentrales Vergabekriterium ist der unmittelbare, andauernde und umfassende Einsatz für die Meinungs- und Pressefreiheit mit friedlichen Mitteln. Der Preis wird für ein Lebenswerk vergeben.
- Ausgewogenheit in Gesinnung und Berichterstattung wird vorausgesetzt. Die Palm-Stiftung vertritt die Werte der freiheitlichen Demokratie und der universellen Menschenrechte. Sie ist unabhängig und unparteiisch.
- Der Preis wird in jedem geraden Jahr am ersten Sonntag im Dezember in Schorndorf vergeben
Unsere Preisträgerinnen und Preisträger
2024
Maryna Zolatava
Journalistin, ehem. Chefredakteurin von "tut.by" aus Belarus
2024
Redaktion "ZanTimes"
Nachrichtenseite über Menschenrechte aus Afghanistan
2022
Jacques Vagheni für "Coracon"
Verbund von Radio- und TV-Stationen aus der DR Kongo
2022
Alexej Alexejewitsch Venediktov
Ehem. Chefredakteur Radio "Echo Moskwy" aus Russland
2020
Bushra al-Maktari
Aktivistin, Journalistin und Schriftstellerin aus dem Jemen
2020
Gui Minhai
Chinesischer Autor, Buchhändler, Verleger aus Schweden
2018
Josephine Achiro Fortelo
Radiojournalistin und Medienaktivistin aus dem Südsudan
2018
Štefica Galić
Aktivistin, Fotografin, Journalistin aus Bosnien-Herzegowina
2016
Inès Lydie Gakiza
Radiojournalistin aus Burundi im ruandischen Exil
2016
Gruppe "Akademiker für den Frieden"
Friedensaktivist:innen aus der Türkei im weltweiten Exil
2014
Nazeeha Said
Journalistin, Medientrainerin aus Bahrain im deutschen Exil
2014
Salidjon Abdurakhmanov
Investigativer Journalist aus Usbekistan
2012
Hrant Dink (posthum)
Armenischer Publizist und Herausgeber aus der Türkei
2012
Alaa al-Aswani
Schriftsteller und oppositioneller Publizist aus Ägypten
2010
Mahboubeh Abbasgholizadeh
Journalistin und Frauenrechtsaktivistin aus dem Iran
2010
Pedro Matías Arrazola
Investigativer Journalist aus Mexiko
2008
Seyran Ateş
Türkisch-kurdische Anwältin, Publizistin aus Deutschland
2008
Itai Mushekwe
Investigativer Journalist aus Simbabwe im deutschen Exil
2006
Asya Tretyuk
Investigative Journalistin aus Belarus
2006
Pap Saine für "The Point"
Mitbegründer und Chefredakteur aus Gambia
2004
Jamila Mudjahed für "Malalai"
Gründerin und Chefredakteurin aus Afghanistan
2004
Sergej Duvanov
Journalist und Menschenrechtsaktivist aus Kasachstan
2002
Sihem Bensedrine
Verlegerin, Journalistin, Politikerin aus Tunesien im Exil
2002
Christian Führer
Initiator der Leipziger Montagsdemonstrationen
Palm-Preis 2024
Maryna Zolatava
Journalistin, ehem. Chefredakteurin von "tut.by" aus Belarus
“In der Auseinandersetzung mit enormen Hindernissen und repressiven Maßnahmen durch den von Russland gelenkten Staatsapparat hat Maryna Zolatava sich als Persönlichkeit von außerordentlichem Mut und Integrität bewiesen.”
(Begründung von Kuratorium und RSF)
Maryna Zolatava war fast 20 Jahre lang die Chefredakteurin von tut.by, die lange Zeit die größte unabhängige und wichtigste Nachrichtenseite in Belarus war. Nach der Scheinwahl Lukaschenkos im August 2020 wurde tut.by in der darauffolgenden verheerenden Repressionswelle wegen »Aufwiegelung zum Hass« gesperrt. Zugleich wurden die Redaktionsmitglieder mit Klagen überzogen und schikaniert. Besonders hart gingen die Behörden gegen Maryna Zolatava vor. Im März 2023 verurteilte sie ein Gericht zu zwölf Jahren Straflager. Laut RSF steht Belarus derzeit auf Platz 3 derjenigen Länder, in denen weltweit die meisten Medienschaffenden inhaftiert sind.
Palm-Preis 2024
Redaktion "ZanTimes"
Nachrichtenseite über Menschenrechte aus Afghanistan
“Angesichts der Gewaltherrschaft der Taliban, die sich gezielt gegen Frauen und LGBTQI+-Personen richtet, beweist das Team der Zan Times ungeheuren Mut, wenn es kaum vorstellbare Diskriminierungen mit seiner journalistischen Arbeit vor Ort ans Licht der Weltöffentlichkeit bringt und dokumentiert.”
(Begründung von Kuratorium und RSF)
Zan Times ist eine hauptsächlich von Frauen geführte investigative Nachrichtenseite, die in und aus Afghanistan über Menschenrechtsverletzungen im Land berichtet. Sie vertritt seit ihrer Gründung im August 2022 die Stimmen der am stärksten marginalisierten Gruppen in Afghanistan. Die Mitglieder der Redaktion stellen sich gegen die von den Taliban seit ihrer Rückkehr betriebene systematische Auslöschung der Teilhabe und Sichtbarkeit von Frauen und LGBTQI+-Personen aus der Gesellschaft, indem sie schwerpunktmäßig über deren Lebenswirklichkeiten berichtet.
Palm-Preis 2022
Jacques Vagheni für "Coracon"
Verbund von Radio- und TV-Stationen aus der DR Kongo
“Es fühlt sich gut an, heute hier zu sein, weil mein Lächeln auf Ihr Lächeln trifft und mir diese Ruhe und Freundschaft, die Sie mir und meinen Kolleginnen und Kollegen bei Coracon entgegenbringen, Sicherheit gibt.”
Coracon erhält den Palm-Preis für die mutige journalistische Arbeit im Zeichen des Friedens und der Demokratie.
Seit der Gründung des Verbundes in Nord-Kivu im Jahr 2005 haben sich ihm über 40 lokale Radio- und Fernsehstationen angeschlossen. Seit Jahrhunderten ist die Region von Gewalt und extremer Armut durch Ausbeutung sowie Grenz- und Flüchtlingskonflikte geprägt. Die seit Mai 2021 herrschende Militärbesatzung hat den Zustand der Rechtlosigkeit noch verstärkt. Armeeverbände und Rebellengruppen führen einen an Brutalität kaum zu überbietenden Machtkampf, der sich gezielt gegen die Zivilbevölkerung richtet
Coracon setzt dem den unbedingten Glauben an die Veränderbarkeit der Zustände durch Information, Aufklärung und Bildung entgegen. Seine Journalistinnen und Journalisten setzen dafür täglich ihr Leben aufs Spiel. In einem Land, in dem ein Menschenleben nichts zählt und Pressefreiheit nicht existiert, bewegen sie sich zwischen allen Fronten und sind oft selbst Zeugen oder gar Opfer von traumatisierender Gewalt. Ihr gemeinschaftlicher Einsatz für den Lokaljournalismus als Keimzelle einer demokratischen Bewegung kann nicht hoch genug geschätzt werden.
Palm-Preis 2022
Alexej Alexejewitsch Venediktov
Ehem. Chefredakteur Radio "Echo Moskwy" aus Russland
“Ich bin Journalist von Beruf, ich muss Kontakte zu allen Seiten haben. Ich muss auf allen Sanktionslisten als Feind stehen.”
Alexej Venediktov erhält den Palm-Preis für seine jahrzehntelange journalistische Arbeit in Russland.
Er war seit 1998 Chefredakteur des Radiosenders Echo Moskwy und baute diesen zu Russlands größtem Rundfunksender auf. Er und sein Team verteidigten die Prinzipien eines unabhängigen Journalismus gegen die Propaganda des autokratischen Regimes. Mit ihrer kritischen Grundhaltung bewegten sie sich oft hart am Rande dessen, was gerade noch sagbar war – und darüber hinaus.
Seine scharfe Kritik am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine führte am 1. März 2022 zur Schließung von Echo Moskwy. Alexej Venediktov ist jedoch im Land geblieben und sendet weiterhin über alternative Kanäle seine scharfsinnigen Analysen des aktuellen politischen und gesellschaftlichen Geschehens. Damit untermauert er seinen Ruf als einer der einflussreichsten und ausdauerndsten Kritiker des herrschenden Regimes in Russland.
Palm-Preis 2020
Bushra al-Maktari
Aktivistin, Journalistin und Schriftstellerin aus dem Jemen
“In vom Krieg gepeinigten Ländern ist es die Pflicht der Schreibenden, Zeugen der gegenwärtigen Ereignisse zu bleiben und die Greul, den Horror und den Tod aufzuzeichnen."
Bushra al-Maktari erhält den Palm-Preis für die unter Lebensgefahr erstellte Dokumentation des Krieges im Jemen und die eindrückliche Schilderung menschlicher Schicksale in einem gepeinigten Land.
Sie ist seit 1998 journalistisch und publizistisch tätig. Während des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 war sie eine der zentralen Gestalten des Protestmarsches »Für das Leben« gegen Präsident Ali Abdulah Saleh. Daraufhin verhängten religiöse Kräfte eine Fatwa wegen angeblicher Verbrechen gegen den Islam über sie und forderten ihren Tod. Seit dem Ausbruch des Krieges im Jahr 2015 ist sie unter großen Gefahren durch ihr Land gereist und hat über 400 Einzelschicksale akribisch dokumentiert. In ihrem Buch »Was hast du hinter dir gelassen?« berichtet sie über den mörderischen Alltag in einem völlig zerstörten und international isolierten Land. Bushra al-Maktari setzt sich damit erheblichen persönlichen Risiken aus, da sie sich jeder Parteizugehörigkeit verweigert und zahllose Verbrechen an der Zivilbevölkerung beschreibt. Ihr erschütterndes Werk ist ein Akt des Widerstands gegen die Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt.
Palm-Preis 2020
Gui Minhai
Chinesischer Autor, Buchhändler, Verleger aus Schweden
“Wenn ein automatisches Gewehr auf einen Stift schießt, wird die Geschichte zerfetzt. Von Kugeln getroffene Sprache wird zu gebrochenem Schilf. Blutige Sätze schwimmen auf dem Fluss.”
Gui Minhai erhält den Palm-Preis für seine mutige Kritik als Autor, Buchhändler und Verleger an den Auswüchsen des autokratischen Einparteiensystems der Volksrepublik China.
Er veröffentlichte und verlegte zahlreiche kritische Schriften über das politische System und einflussreiche Persönlichkeiten der Volksrepublik China. Der damit verbundenen Gefahren war er sich stets bewusst. Ende 2015 verschwanden er und andere Hongkonger Buchhändler. Gui Minhai wurde als schwedischer Staatsbürger von Thailand nach China verschleppt. Als er 2018 versuchte, für eine ärztliche Untersuchung in die schwedische Botschaft in Peking zu gelangen, verhaftete ihn die chinesische Staatssicherheit. Im Februar 2020 verurteilte ihn ein chinesisches Gericht wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen zu zehn Jahren Haft. Seither befindet er sich an einem unbekannten Ort. Er steht in einer Traditionslinie mit dem Namens- und Ideengeber des Preises: Wie der historische Buchhändler und Verleger Johann Philipp Palm gibt auch er ein herausragendes Beispiel für den Kampf um das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung.
Palm-Preis 2018
Josephine Achiro Fortelo
Radiojournalistin und Medienaktivistin aus dem Südsudan
“Der Mangel an weiblicher Perspektive in der Medienberichterstattung und die weltweite Ungleichheit der Geschlechter existieren nur aufgrund der Tatsache, dass Frauen bisher dauerhaft von Entscheidungen ausgeschlossen waren.”
Josephine Achiro erhält den Palm-Preis für ihr herausragendes Engagement gegen Gewalt, Armut und Unwissen im Südsudan.
Sie ist zentrales Mitglied des CrossBorderNetwork, eines transnationalen Netzwerkes von Friedens- und Medienaktivisten. Trotz der Gefahren des anhaltenden Bürgerkriegs arbeitet sie mit ihrem Team daran, die Bevölkerung mit verlässlichen und überlebenswichtigen Nachrichten zu versorgen. Sie hilft bei der Errichtung von Bürgerradios, schult Menschen im Umgang mit Medien und ermöglicht erst so einen freien Meinungs- und Informationsaustausch. Mit beispielloser Zuversicht ermutigt Josephine Achiro ihre Mitmenschen, nicht den Weg der Gewalt und Kriegstreiberei zu gehen, sondern an einer friedlichen Zukunft aller Bevölkerungsgruppen in ihrer Heimat mitzuwirken. Tief verwurzelt in ihrem christlichen Glauben begegnet sie Hass mit Nächstenliebe und Gewalt mit Vergebung. Josephine Achiro steht damit in der unmittelbaren Tradition des Buchhändlers Johann Philipp Palm.
Palm-Preis 2018
Štefica Galić
Aktivistin, Fotografin, Journalistin aus Bosnien-Herzegowina
“Meine gesamte Aktivität ist das Resultat dessen, was ich als meine moralische und menschliche Pflicht empfinde, nicht weniger und nicht mehr.”
Štefica Galić erhält den Palm-Preis für ihren jahrzehntelangen tatkräftigen Einsatz gegen radikalen Nationalismus in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien.
Sie hat schon während des bosnisch-kroatischen Krieges 1993 gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann, Neđo Galić, hunderte deportierte Bosniaken auf intelligente und mutige Weise aus der Lagerhaft gerettet. Heute setzt sie sich für die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen ein, indem sie die Täter benennt und ihre menschenverachtenden Praktiken dokumentiert. Mit Vehemenz wendet sie sich gegen völkisches Denken und Kriegsverherrlichung in der politischen Führungsklasse und in der Gesellschaft. Unbeirrt strebt sie nach Toleranz und Aussöhnung aller Bevölkerungsgruppen in ihrem Land. Mit der Verleihung des Johann-Philipp-Palm-Preises soll ein Zeichen gesetzt werden: Štefica Galić steht nicht alleine.
Palm-Preis 2016
Inès Lydie Gakiza
Radiojournalistin aus Burundi im ruandischen Exil
“Gegen jeden Widerstand, vom Exil aus, haben wir unsere Stifte wieder zur Hand genommen und informieren nun seit gut einem Jahr sowohl unsere Mitbürger, die im Land bleiben mussten, als auch jene, die nun seit einem Jahr in allen Ecken der Welt verstreut sind.”
Inès Gakiza erhält den Palm-Preis für ihre ungebrochen mutige Berichterstattung über die politischen Repressionen in Burundi, insbesondere über die von der illegitimen Regierung zu verantwortenden Menschenrechtsverletzungen.
Sie musste ihr im Bürgerkrieg versinkendes Heimatland verlassen, in dem sie wie andere Journalistinnen und Journalisten von willkürlicher Verhaftung, außergerichtlicher Hinrichtung und Folter bedroht war. Im Exil führt sie ihre Arbeit jedoch unbeirrt fort: Sie gründete einen Online-Radiosender und das Internet-Nachrichtenmagazin Humura-Burundi (dt.: »Bewahre Hoffnung, Burundi«). Die leidenschaftliche Journalistin versorgt die Menschen in Burundi weiterhin täglich mit kritischen, muttersprachlichen Nachrichten und wichtigen Informationen. Inès Gakiza gibt denen eine Stimme, die keine mehr haben.
Palm-Preis 2016
Gruppe "Akademiker für den Frieden"
Friedensaktivist:innen aus der Türkei im weltweiten Exil
“Wir werden nicht Teil dieses Verbrechens sein!”
Die Gruppe Akademiker für den Frieden erhält den Palm-Preis für ihre öffentlich formulierte Forderung nach Frieden und Toleranz in der Türkei.
Die Gruppe um Esra Mungan, Meral Camcı, Muzaffer Kaya und Kıvanç Ersoy rief am 11. Januar 2016 zur Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen in den kurdisch geprägten Gebieten der Türkei auf. In kurzer Zeit sahen sich über 2.000 unterzeichnende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Vorwurf der terroristischen Propaganda ausgesetzt und erfuhren existentielle Rechtsverletzungen durch den türkischen Staat: Zahlreiche Mitglieder der Gruppe wurden inhaftiert, vom Dienst suspendiert, erhielten Reiseverbot oder erlitten den Verlust ihres akademischen und gesellschaftlichen Rufes. Ungeachtet der enormen Repressionen halten die Akademiker für den Frieden weiterhin an ihrem Bekenntnis zur friedlichen Solidarität mit Andersdenkenden und zum Grundrecht der freien Meinungsäußerung fest.
Palm-Preis 2014
Nazeeha Said
Journalistin, Medientrainerin aus Bahrain im deutschen Exil
“Während mich viele als Opfer sehen, weigere ich mich, diese Zuschreibung so anzuerkennen. Ja, sie haben mich gefangen genommen und gefoltert, aber das hat mich nicht gebrochen. Es gab mir Einsicht und die nötige Munition, zurück zu kämpfen und aufzustehen für meine Rechte und die Rechte meiner Kollegen.”
Nazeeha Said erhält den Palm-Preis für ihren mutigen Einsatz zur Demokratisierung Bahreins.
Sie berichtete im Jahr 2011 über den demokratischen Aufbruch in ihrem Land. Sie wurde deshalb in Polizeigewahrsam genommen und erheblichen Repressalien ausgesetzt. Aufgrund dieser einschneidenden Erfahrungen engagiert sich Nazeeha Saeed unermüdlich für die Pressefreiheit in Bahrein. Sie lässt inhaftierten Kolleginnen und Kollegen öffentliche Aufmerksamkeit zukommen und sorgt für die Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten, damit sie ihre gefährliche Aufgabe möglichst sicher und nach ethischen Prinzipien wahrnehmen können. Nazeeha Saeed ist ein Vorbild für den Kampf um Meinungs- und Pressefreiheit.
Palm-Preis 2014
Salidjon Abdurakhmanov
Investigativer Journalist aus Usbekistan
“Dabei stärkt mich die Überzeugung, dass der Schein des Lichts, das Johann Philipp Palm um den Preis seines Lebens entzündet hat, auch künftig den Weg des Kampfes für Meinungs- und Pressefreiheit von Millionen Menschen nicht nur in meinem Usbekistan, sondern auf der ganzen Welt, beleuchten wird.”
(Dankschreiben nach seiner Freilassung 2017)
Salidjon Abdurakhmanov erhält den Palm-Preis für seinen unerschrockenen Einsatz für eine freie Presse in Usbekistan.
Als unabhängiger Journalist hat er über Justizskandale, Korruption und Umweltverschmutzung geschrieben. Seine kritische Berichterstattung hat dazu geführt, dass er aufgrund falscher Beschuldigungen rechtsstaatswidrig zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden ist. Seitdem sitzt er im Arbeitslager von Karshi ein, wo er schwer erkrankt ist. Mit der Verleihung des Johann-Philipp-Palm-Preises soll deshalb ein Zeichen gesetzt werden: Salidjon Abdurakhmanov ist nicht vergessen.
Palm-Preis 2012
Hrant Dink (posthum)
Armenischer Publizist und Herausgeber aus der Türkei
“Am Ende haben sie ihn feige getötet, ihm sein Leben entrissen, ihn von uns genommen. Das System ergießt den Hass auf die bekannte Art von oben nach unten, er wird beigebracht, anerzogen, zum Ziel erklärt.”
(Rahil Dink über ihren getöteten Ehemann)
Hrant Dink erhält den Palm-Preis posthum für den Mut und die Beharrlichkeit, mit denen er sich zeitlebens für die Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei, den türkisch-armenischen Dialog und gegen systematische Diskriminierung eingesetzt hat.
Jahrelang wurde er wegen dieses Engagements von reaktionären Kräften in Gesellschaft und Justiz verfolgt und aus nichtigen Anlässen mit Gerichtsprozessen überzogen. Im Jahr 2007 wurde er in Istanbul von einem Nationalisten auf offener Straße erschossen. Mit der posthumen Ehrung sollen diejenigen ermutigt werden, für die Hrant Dink zu einem Symbol der Toleranz und der Überwindung der Sprachlosigkeit zwischen Armeniern und Türken geworden ist.
Palm-Preis 2012
Alaa al-Aswani
Schriftsteller und oppositioneller Publizist aus Ägypten
“Der Lohn des Schreibens ist die Wertschätzung. […] Der Lohn des Schreibens ist die Verteidigung der menschlichen Werte: des Rechts, der Gerechtigkeit und der Freiheit.”
Alaa al-Aswani erhält den Palm-Preis für seinen mutigen Einsatz, das politische System Ägyptens zu demokratisieren und zu liberalisieren.
Seit Jahren macht er mit seinen Schriften eindringlich auf die politische Unterdrückung, die sozialen Missstände und die korrupten Strukturen in seinem Land aufmerksam und findet damit weltweit Gehör. Mit seinen scharfsichtigen, gesellschaftspolitischen Analysen forderte er das abgelöste Regime heraus und setzte sich dessen Repressionen aus. Heute wendet er sich gegen die Gefahren einer religiösen Willkürherrschaft und einer Stagnation der Reformbewegung. Alaa al-Aswani ist eine unüberhörbare Stimme der Demokratie im arabischen Raum und einer der maßgeblichen Wegbereiter des Arabischen Frühlings in Ägypten.
Palm-Preis 2010
Mahboubeh Abbasgholizadeh
Journalistin und Frauenrechtsaktivistin aus dem Iran
“Ihre Aufmerksamkeit hat mir neue Kraft gegeben, dass unsere Vision für den Iran lebendig bleibt. Unser Volk, das seit mehr als 100 Jahren nach der Demokratie strebt, braucht für seine Zukunft eine solche Vision.”
Mahboubeh Abbasgholizadeh erhält den Palm-Preis für ihren unermüdlichen Einsatz im Kampf um Demokratie und Menschenrechte in ihrem Land.
Sie wendet sich als Publizistin und führende Oppositionelle gegen die repressiven Kräfte im Iran. Sie fordert mit großem Mut die Rechte der Frau und die Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien ein. Seit vielen Jahren setzt sie sich für die Abschaffung der Steinigung ein und begibt sich dadurch selbst in Gefahr. Mahboubeh Abbasgholizadeh ist eine Vorkämpferin der Freiheit und der Gleichberechtigung.
Palm-Preis 2010
Pedro Matías Arrazola
Investigativer Journalist aus Mexiko
“Ich habe das Ziel, einen menschlichen Journalismus zu betreiben, der den Vergessenen eine Stimme gibt.”
Pedro Matías erhält den Palm-Preis für den Mut und die Beharrlichkeit, mit denen er sich als Journalist gegen Korruption und das Gewaltverbrechen in seiner Heimat wendet.
Er deckt durch investigative Recherchen soziale Missstände auf und hat sich in zahlreichen Artikeln zum Fürsprecher der indigenen Bevölkerung in Oaxaca gemacht. Massive Bedrohungen halten ihn nicht ab, seine Arbeit fortzusetzen. Pedro Matías ist ein Vorbild für den Kampf um Meinungs- und Pressefreiheit.
Palm-Preis 2008
Seyran Ateş
Türkisch-kurdische Anwältin, Publizistin aus Deutschland
“Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nicht enttäuschen werde […], dass ich mich nicht enttäuschen werde; und erst recht verspreche ich Ihnen, dass ich mich weiterhin für die Menschen einsetzen werde, die ihre Stimme nicht selbst erheben dürfen oder können.”
Seyran Ateş erhält den Palm-Preis für ihren mutigen und selbstlosen Einsatz für bedrohte Mitmenschen, durch den sie selbst zum Ziel von Gewalt und Diffamierung geworden ist.
Seyran Ateş übernimmt die Anwaltschaft einer der schwächsten Gruppen unserer Gesellschaft: Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund. Sie verleiht ihnen ihre Stimme, stärkt sie und fordert für sie im politischen Widerstreit das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Gleichberechtigung, das im demokratischen Rechtsstaat unabhängig von der kulturellen Herkunft verwirklicht werden muss.
Palm-Preis 2008
Itai Mushekwe
Investigativer Journalist aus Simbabwe im deutschen Exil
“Meinungsfreiheit ist eine Voraussetzung und natürliche Notwendigkeit für alle und kein Privileg. Denn wir sind alle frei geboren, ebenbürtig an Menschenwürde und Rechten. Demokratie bedeutet nicht nur, Macht zu gewinnen, sondern ebenso auch zu wissen, wann man loslassen muss.”
Itai Mushekwe erhält den Palm-Preis für seine unbeirrte und kritische Berichterstattung über die Misswirtschaft und menschenverachtende Politik in Simbabwe, die mit erheblichen Gefahren für sein eigenes Leben und das seiner Familie verbunden ist.
In investigativen Artikeln berichtet Itai Mushekwe über die Diktatur in seinem Land, die Verfolgung Oppositioneller, die Brutalisierung der gegen sie gerichteten Maßnahmen. Unerschrocken tritt er als Kritiker der Regierung Mugabe für ein freies und friedliches, für ein demokratisches Simbabwe ein.
Palm-Preis 2006
Asya Tretyuk
Investigative Journalistin aus Belarus
“In Belarus sterben die unabhängigen Medien keines natürlichen Todes. Sie werden vernichtet, zynisch und skrupellos. Wie bei einem klassischen Mord gibt es Auftraggeber und Mörder. Aber es gibt auch einige Besonderheiten: Die Killer verstecken sich hier nicht hinter einer Maske und tragen auch keine Schusswaffen. […] Diese Killer sind nämlich in der Regel Staatsbeamte und werden vom Regime gedeckt.”
Asya Tretyuk erhält den Palm-Preis für ihre mutige und präzise Berichterstattung über die Regierung von Belarus. Unter schwierigsten Bedingungen kämpft sie seit Jahren für die Verwirklichung der Meinungs- und Pressefreiheit in ihrem Land.
Ihre Aufklärungsarbeit über mangelnde Rechtsstaatlichkeit und soziale Fragen des Landes ist ein herausragendes Beispiel für einen unerschrockenen Kampf um Demokratie und Menschenrechte.
Palm-Preis 2006
Pap Saine für "The Point"
Mitbegründer und Chefredakteur aus Gambia
“Der Journalist schuldet es der Öffentlichkeit, sie mit genug Einzelheiten zu versorgen, so dass sie diese Tatsachen auswerten und sich ihre eigene Meinung bilden kann.”
The Point erhält den Palm-Preis für die ungebrochene journalistische Arbeit und den außerordentlichen persönlichen Einsatz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Als erste unabhängige Tageszeitung in Gambia setzt The Point ein mutiges Zeichen für mehr Demokratie und Menschenrechte. Der Preis wird verliehen in Erinnerung an Deyda Hydara, Mitbegründer und leitender Journalist von The Point, der mit seiner kritischen Berichterstattung auf die gesellschaftlichen Missstände in seinem Land hinwies und ein unerschrockener Kämpfer für die Pressefreiheit in Gambia war. Er wurde 2004 von Unbekannten ermordet.
Palm-Preis 2004
Jamila Mudjahed für "Malalai"
Gründerin und Chefredakteurin aus Afghanistan
“Ich bat Mond und Sterne darum: Bitte berichtet über die Tränen der afghanischen Frauen in der Welt. Warum fühlen diese Menschen auf der Erde nicht unsere Schmerzen? Aber es kam keine Stimme zurück.”
Malalai erhält den Palm-Preis für das behutsame und nachhaltige Bemühen um gesellschaftliche Reformen zur Stärkung der Rechte und des Selbstbewusstseins von Frauen in Afghanistan, in beherzter Auseinandersetzung mit traditionsbedingten Widerständen.
Damit geben die Frauen, die das Redaktionsteam von Malalai bilden, über kulturelle und geographische Grenzen hinweg im Kampf um Meinungs- und Pressefreiheit zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten ein ermutigendes Beispiel, das weitreichende Unterstützung verdient.
Palm-Preis 2004
Sergej Duvanov
Journalist und Menschenrechtsaktivist aus Kasachstan
“Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich zufällig mitbekommen, wie ein Junge einen Apfel klaute. Ich wollte ihn nicht verpetzen. Aber der kleine Dieb, der älter und stärker als ich war, wollte mich einschüchtern, damit ich den Mund halte. Das empörte mich, und wir prügelten uns. Ich musste damals natürlich viel einstecken. Seitdem kann ich nicht mehr gleichgültig zusehen, wenn ein Stärkerer einen Schwächeren betrügt und lügt.”
Sergej Duvanov erhält den Palm-Preis für seine mutige journalistische Arbeit.
Sein anhaltendes Bemühen um Aufklärung despotischer Willkürakte, sein unbeugsamer Einsatz für Meinungs- und Pressefreiheit sowie sein unerschrockenes Eintreten für die Achtung rechtsstaatlicher Grundsätze sind Erweis eines bewundernswerten Engagements im Kampf für Demokratie und Menschenrechte.
Palm-Preis 2002
Sihem Bensedrine
Verlegerin, Journalistin, Politikerin aus Tunesien im Exil
“Jede Zeit, jede Zivilisation hat ihre Inquisitionsgerichte, ihre Hexenverfolgungen, lässt Verbote verhängen wider das freie Denken und das freie Sprechen. Denn diese Freiheit beunruhigt die konservativen Kräfte, weil sie die Keime des Fortschritts der Menschheit enthält.”
Sihem Bensedrine erhält den Palm-Preis für ihre mutige journalistische Arbeit und ihren außerordentlichen persönlichen Einsatz für Meinungs- und Pressefreiheit in Tunesien.
Sie gibt damit über politische und geographische Grenzen hinweg ein herausragendes Beispiel im Kampf für Demokratie und Menschenrechte.
Palm-Preis 2002
Christian Führer
Initiator der Leipziger Montagsdemonstrationen
“Es ist undenkbar, dass es nicht ausreichend kluge Menschen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gibt, die Ursachen und Wirkungen genau kennen, dazu taugliche Lösungsversuche. Aber es fehlt an Zivilcourage: Ohne Rücksicht auf Stellung und Gehalt das offene, wahre und womöglich unpopuläre Wort zu sagen und umzusetzen.”
Christian Führer erhält den Palm-Preis für sein Wirken als Initiator und Spiritus Rector der Friedensgebete in der Nicolaikirche zu Leipzig im Herbst 1989.
Er hat damit einen maßgeblichen Beitrag zum Fall des totalitären Systems in der damaligen DDR geleistet. Seinen streitbaren Geist für Demokratie und Menschenrechte hat er mit beherzten Aktionen bis in die Gegenwart behalten – jetzt gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit.