Namens- und Ideengeber
“Zudringlich und kriechend kan ich nicht seyn.” (Buchhändler Palm)
Johann Philipp Palm wurde am 18.12.1766 in Schorndorf geboren. Er erwarb das Bürgerrecht der Stadt Nürnberg und betrieb dort die Stein'sche Buchhandlung. Am 26.8.1806 wurde er wegen der Verbreitung der napoleonkritischen Schrift “Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung” zum Tode verurteilt und erschossen.
Sein Festhalten am Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und sein Glaube an die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit machen Johann Philipp Palm zu einem historischen Vorbild.
Sohn der Stadt Schorndorf
Johann Philipp Palm wird am 18.12.1766 als Sohn des Chirurgen Johann Leonhard Palm und der Bäckertochter Christina Elisabeth geb. Mürdter in der Palm´schen Apotheke in Schorndorf geboren. Er besucht hier die Lateinschule und bricht als 14-Jähriger nach Erlangen auf, um bei seinem Onkel Johann Jakob Palm eine Buchhandelslehre zu absolvieren. Es folgen Aufenthalte u.a. in Göttingen und Frankfurt am Main.
Bürger, Buchhändler und Verleger in Nürnberg
1796 erwirbt Johann Philipp Palm die Bürgerrechte in Nürnberg und heiratet die Tochter Anna Katharina Barbara des Nürnberger Buchhändlers Stein. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernimmt er dessen Geschäft, die J. A. Stein´sche Verlags- und Sortimentsbuchhandlung.
1806 verlegt und vertreibt Johann Philipp Palm die anonym verfasste Schrift "Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung". Das Pamphlet kritisiert die imperiale Politik Napoleons unter dem Deckmantel der Freiheit sowie die Kollaboration der deutschen Fürsten mit der Militärdiktatur für ihren eigenen Machterwerb. Der Autor ruft zum Widerstand gegen die Besatzer auf.
Schriften dieser Art häufen sich zu jener Zeit und sie erregen Napoleons heftigsten Zorn. Er befiehlt, ein für alle Mal klarzustellen, dass er keine Kritik an seiner Person und seinem Regierungsstil duldet: Da der Verfasser unbekannt ist, sollen die Buchhändler und Lieferanten der Flugschrift mit dem Tod bestraft werden.
Hinrichtung in Braunau am Inn
Am 19.08.1806 wird Johann Philipp Palm in seinem Haus gefangen genommen und in die Garnisonsstadt Braunau am Inn gebracht. Ohne Rechtsbeistand, der ihm eigentlich zusteht und auf den er bis zuletzt hofft, versucht sich Palm zu verteidigen. Der Namen des Autors ist ihm bekannt; er gibt ihn jedoch nicht preis. Bis heute ist die Frage nach dem Verfasser nicht geklärt.
Am 26.8.1806 wird Johann Philipp Palm, Bürger der Freien Reichsstadt Nürnberg, mitten im Frieden von einem französischen Militärgericht auf österreichischem Boden in einem Scheinprozess zum Tode verurteilt. Nur drei Stunden nach der Urteilsverkündung wird er erschossen.
Nachwirkungen
Der Text des Gerichtsurteils wird in deutscher und französischer Sprache in 6.000 Exemplaren öffentlich plakatiert. Statt die erwünschte Abschreckung zu erwirken, löste der Willkürakt aber in weiten Kreisen der Bevölkerung Entsetzen aus. Zunehmend gewinnen anti-napoleonische Ressentiments die Oberhand, die letztlich zum Sturz des Imperators führen.
Seither hat die Palm-Forschung verschiedene Phasen und Deutungsmuster durchlaufen. Johann Philipp Palm wurde und wird dabei immer wieder als “deutscher Freiheitsheld” bezeichnet. Die Palm-Stiftung distanziert sich ausdrücklich von jeder einseitig-nationalen und damit historisch falschen Interpretation der Figur Johann Philipp Palms. Dies gilt insbesondere auch für die zahlreichen Publikationen des frühen 20. Jahrhunderts. Die tatsächliche Quellenlage stellt sich weniger eindeutig dar. Palms eigene politische Meinung kann nur indirekt erschlossen werden. Er hat kein Selbstzeugnis zum aktuellen Zeitgeschehen hinterlassen.
Vorbildfunktion
Die Buchhandelsbranche des frühen 19. Jahrhunderts war geprägt von Kriegsschäden, Besatzung, Zensur und allgemeinem wirtschaftlichem Niedergang. Trotz dieser widrigen Bedingungen übte Johann Philipp Palm seinen Beruf äußerst verlässlich und umsichtig, sowie mit großer Überzeugung aus. Die vorhandenen Quellen erlauben Schlüsse auf Palms Persönlichkeit: Auch vor 1806 sind bereits mehrere Situationen belegt, in denen Palm wegen kritischer Inhalte in seinem Sortiment mit staatlichen oder geistlichen Aufsichtsbehörden in Konflikt geriet und seine Position dazu äußerst meinungsstark formulierte. Er war zudem tief verwurzelt in der bürgerlich-pietistischen Tradition der alten württembergischen Familie Palm. In einem Geschäftsbrief vom Juni 1806, kurz vor seiner Verhaftung, schreibt er: “Zudringlich und kriechend kan ich nicht seyn, der ehrliche Mann glaube ich hat dies nicht nötig”.
In seinem Notizbuch finden sich unter den letzten Eintragungen vom August 1806 nicht nur die von ihm verauslagten Kosten für seine Überführung nach Braunau, die er erstattet zu bekommen hofft. Palm hat dort auch die Paragrafen der Reichsverfassung notiert, die ihm als Vertreiber (nicht als Autor) der verhängnisvollen Flugschrift den Freispruch ermöglicht hätten. Sein Festhalten am Recht auf freie Meinungsäußerung und sein Glaube an die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit machen ihn zu einem historischen Vorbild. Sie prägen die Arbeit der Palm-Stiftung bis heute.